3 - (Keine) Zeit zum Kuscheln [ID:12286]
50 von 206 angezeigt

Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Ja, schönen guten Abend. Herzlich willkommen zum ersten Vortrag des heutigen Abends. Mein Name

ist Ben Fabry. Ich bin Professor am Departement für Physik und bei meinem Vortrag heute geht es

um Kaiserpinguine. Ich habe den Titel ein wenig abgeändert, keine Zeit zum Kuscheln.

Es ist ein Forschungsprojekt, an dem viele Wissenschaftler mitgearbeitet haben und ich

habe hier nur einige stellvertretend genannt. Zuerst Daniel Zitterbaard, ein langjähriger

Mitarbeiter am Institut für Biophysik und mittlerweile ein Wissenschaftler am renommierten

Meeresforschungsinstitut in Woods Hole in Massachusetts. Sebastian Richter, Richard

Gerum und Alexander Winter sind Doktoranden bzw. Post-Doktoranden am Lehrstuhl für Biophysik.

Andre Ansel und Céline Lebohec, stellvertretend für unsere französischen Kollegen Werner

Schneider, ein Techniker ohne den nichts laufen würde und die vielen Mitarbeiter am Alfred

Wegner Institut für Meeresforschung in Bremerhaven, Mitarbeiter der Neumeier Station und ganz

besonders zu nennen die Überwinterer der letzten sechs Jahre. Kaiserpinguine brüten

in der Antarktis. Es sind 44 Brutkolonien bekannt mit geschätzt 600.000 Tieren, also

noch ein ordentlicher Bestand, aber eine der Brutkolonien hier durch dieses rote Kreuz

gekennzeichnet existiert seit letztem Jahr nicht mehr. Das ist die Brutkolonie in der

Nähe der britischen Forschungsstation Helly und der Grund dafür ist der, dass 2016 und

2017 jeweils das Meereis bei dieser Brutkolonie vorzeitig aufgebrochen ist, alle Jungtiere,

alle ertrunken sind und seitdem die Adultentiere diese Brutkolonie nicht mehr benutzen. In

den letzten 23 Jahren ist die Meereisbedeckung in der Antarktis um bis zu 50 Prozent zurückgegangen

und das ist der Grund, dass Wissenschaftler prognostizieren, dass im Jahre 2050 also in

30, 32 Jahren nur noch die Hälfte der Tiere da sein werden und im Jahr 2100 keine in

der Natur lebenden Kaiserpinguine mehr existieren werden. Wir wollen natürlich etwas dagegen

tun und wir brauchen Fakten um das zu verstehen was hier abläuft und wir haben deshalb vor

einigen Jahren in der Nähe der Neumeier Station in der Antarktis ein Beobachtungs-Observatorium

für Pinguine aufgebaut um zu monitorieren was mit den Pinguinen passiert. Dieses Observatorium

ist etwa 8 Kilometer entfernt von der Neumeier Station, da gibt es eine Pinguinkolonie die

aus der Erfahrung von Jahrtausenden weiß, dass dort das Meereis stabil ist, dass sie

dort sicher brüten können und diese Kolonie brütet also in der Atgabucht, die gebildet

wird durch zwei Gletscher rechts und links und diese Gletscher schützen also diese Atgabucht

davor, dass das Meereis vorzeitig aufbricht. An dieser Stelle ist das Meereis ganz besonders

stabil und da haben wir uns hingestellt mit unserem Observatorium, was wir 2013 aufgebaut

haben mit der Hilfe von den Mitarbeitern der Neumeier Station natürlich. Dieses Observatorium

ist energetisch autark, wir können also das ganze Jahr das Observatorium betreiben, angetrieben

durch Solarenergie im Sommer natürlich, Herbst und Frühling. Im Winter brauchen wir Windräder

um Energie zu erzeugen. Wir haben GPS, eine Wetterstation, wir haben eine WLAN Brücke

zur Neumeier Station um unsere Daten dorthin zu übertragen und das Herzstück ist unser

Kamerasystem auf einem 6 Meter hohen Mast. Die Kameras sind einmal eine hochauflösende

Kamera mit 30 Megapixeln, die auch Videos aufnehmen kann mit vier Bildern pro Sekunde,

eine Thermokamera und eine ganze Reihe von Webcams, die uns einen Überblick über die

Kolonie bieten. Bevor ich Ihnen einige der Ergebnisse und Daten zeige, möchte ich Ihnen

vertraut machen mit dem Brutzyklus der Kaiserpinguine. Kaiserpinguine wie gesagt brüten

im antarktischen Winter. Im späten Herbst kommen die Pinguine und suchen sich also ein

sicheres Meereis auf, wo sie brüten. Also im Mai findet die Paarung statt, nach der

Eiablage wird das Ei an die Männchen übergeben, die Weibchen gehen zurück um sich von den

Strapazen der Eiablage zu erholen und die Männchen brüten das Ei aus in der Mitte

des Winters, also zwei Monate lang, im Juni bis Juli. Die Küken schlüpfen dann Anfang

August, zu dem Zeitpunkt kommen die Weibchen zurück, übernehmen das Bootgeschäft und

die Männchen fressen sich voll, kehren wieder zurück und das Ganze wechselt sich ab, insgesamt

etwa sechs bis neun mal und in der Zeit müssen die Jungtiere heranwachsen, denn bevor das

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:22:59 Min

Aufnahmedatum

2019-10-19

Hochgeladen am

2019-11-22 09:19:23

Sprache

de-DE

Kaiserpinguine verbringen viel Zeit in extremer Kälte. Sie leben in der Antarktis und sind dort Temperaturen unter -50°C und Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 km/h ausgesetzt. Um das zu überstehen, bewegen sich riesige Gruppen dieser Tiere in ganz bestimmten Mustern, so dass keiner zu lange frieren muss. Lassen Veränderungen in diesen Mustern vielleicht sogar auf den Klimawandel schließen?

Einbetten
Wordpress FAU Plugin
iFrame
Teilen